Reisethrombose & Vorbeugung
von Dr. Ansgar Krebber
Die Urlaubszeit ist für die meisten Menschen die schönste Zeit des Jahres. Diese Freude
jedoch kann aber schnell verfliegen, wenn es zu einer so genannten Reisethrombose
kommt. Diese kann durch die oft beklemmende Enge während eines Fluges in der Touristenklasse,
einer längeren Bus-, Bahn- oder Autoreise ausgelöst werden.
Die Bewegungslosigkeit über eine längere Zeitspanne auf beengtem Raum sowie die Austrocknung des Körpers können zu einer Verklumpung der roten Blutkörperchen führen. Die Folge ist
eine Thrombose, die in einer tödlichen Lungenembolie enden kann. Und diese steht an dritter Stelle der Todesursachen in Europa! 95 Prozent aller Lungenembolien sind Folgen einer tiefen
Beinvenenthrombose. Ein sehr großes Risiko ist hierbei die Reisethrombose.
Da sich das frische Blutgerinnsel (Thrombus) nicht an der Gefäßwand angeheftet hat, besteht die Gefahr durch plötzliche Mobilisation nach mehrstündigen Reisen, dass sich der
Thrombus löst und somit die gefürchtete Lungenembolie auslöst. Verschlimmernd kommt auf längeren Flügen ein gesteigerter Alkohol- und Kaffeegenuss hinzu, der den Körper zusätzlich austrocknet.
Den letzten „Kick“ zur Thrombose können Beruhigungsmittel geben, zu denen viele Menschen greifen, um den so genannten „Jetlag“ zu vermeiden.
Risikogruppen
Da die Menschen immer dicker und größer werden, berät auch die EASA (Europäische Agentur für Flugsicherheit) regelmäßig über strengere Richtlinien bezüglich eines Mindestabstandes
zwischen den Sitzen von Flugzeugen, um die Bewegungsfreiheit zu gewährleisten. Begünstigende Faktoren einer Reisethrombose können sein: Übergwicht, sitzende Reisezeit länger als 6 Stunden,
Flüssigkeitsmangel, Rauchen, Übersäuerung, „Pille“ oder Hormonersatztherapie in den Wechseljahren, Venenleiden, Herzleiden, Alter über 40 Jahre, Beruhigungsmittel, übermäßiger Alkohol- und
Kaffeekonsum.
Ein oft verkanntes, einfach zu minimierendes Risiko ist die Übersäuerung, welche durch falsche Ernährung und Bewegungsmangel entsteht. Denn übersäuertes Blut verursacht eine vermehrte
Starre der roten Blutkörperchen. Dadurch wird der Blutfluss erschwert und eine Thrombose begünstigt. Ein geringes Thromboserisiko besteht für jeden Reisenden, auch wenn er völlig gesund
ist. Der Blutstau in den Venen kann relativ leicht entstehen. Anders als bei den Arterien wird das Blut in den Venen nicht durch Druck des Herzschlages transportiert, sondern durch die so
genannte Muskelpumpe. Das Problem. Durch Zusammenpressen der Venen bei Muskelanspannung (z. B. beim Gehen) wird das venöse, sauerstoffarme und schlackenreiche Blut zum Herzen hin
transportiert.
Das Hauptproblem ist Bewegungsmangel und stundenlanges Sitzen mit abgewinkelten Beinen. Dadurch kommt es zu einem verminderten venösen Rückfluss und Druckerhöhung mit Schwellungen der
Beine wie bei einem Venenkranken mit eingeschränkter Klappenfunktion. Zu Schwellungen der Knöchel kommt es nahezu bei jedem Passagier von Langstreckenflügen. Oft hat man nach der Kürzer
treten! Die Fußwippe zur Aktivierung der Muskelpumpe verhindert Venenstau Landung auch Schwierigkeiten, die Schuhe anzuziehen. Im Durchschnitt steht ein Passagier bei einem 4- bis 6-stündigen
Flug nur 1- bis 2-mal auf, um auf die Toilette zugehen, das ist zu wenig, um eine Schwellung zu verhindern. Maßnahmen für jedes Risiko: ausreichende Flüssigkeitszufuhr mit Wasser und Säften,
beengende Kleidung vermeiden, so viel Bewegung wie möglich, Alkohol meiden, im Sitzen mit den Füßen wippen, isometrische Übungen (anspannen, entspannen), leichte Kompression der
Unterschenkel durch Reisestrümpfe, ab und zu bewusste vertiefte lockere Atmung. Bei mittlerem Risiko: zusätzlich festere Unterschenkel-Kompressionsstrümpfe der Klasse II. Bei erhöhtem
Risiko: vor dem Flug zusätzlich Blutverdünnung mittels Heparinspritze. Diese wirkt in der Regel über 24 Stunden.
Wie kann eine Reisethrombose verhindert werden?
Bei einem vierstündigen Flug sollte man zum Beispiel mindestens jede Stunde für ein paar Minuten gezielte Bein- und Fußgymnastik durchführen. Damit wird der Blutfluss in den
Beinen aktiviert. Fußwippen beim Sitzen und das rhythmische Anspannen der Beinmuskeln setzen die Muskelpumpe in Gang und transportieren das Blut schneller von den Beinen weg zum
Herzen.
Durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen lässt sich das Risiko, an einer Reisethrombose zu erkranken, und die Bildung von Besenreisern zusätzlich erheblich senken. Eine
Druckerhöhung im Bereich der Hautvenen kann so vermieden werden.
Die Optik und der Tragekomfort der Kompressionstrümpfe sind in den letzten Jahren wesentlich verbessert worden. Mit Hilfe der Nanotechnologie ist es einem Hersteller jetzt sogar gelungen,
die pflegenden Extrakte der Aloe vera für die Garnherstellung zu nutzen. Bei medizinischer Indikation werden die Kosten für die Kompressionsstrümpfe auch von der Krankenkass
übernommen.
Ist die venöse Schwäche jedoch zu stark ausgeprägt oder bestehen weitere gravierende Risikofaktoren, sollte man einer Reisethrombose medikamentös vorbeugen. Eine Prophylaxe durch die
Verabreichung von Heparin, einem blutgerinnungshemmenden Stoff, kann von einem Arzt durchgeführt werden.
Falsch überliefert. Irrtümlich wurde lange Zeit berichtet, dass Aspirin Reisethrombosen vorbeugen kann. Das blutverdünnende Medikament wirkt aber nur im arteriellen Bereich und ist
daher nicht geeignet, eine venöse Thrombose zu verhindern.
Die Medizin hat in den letzten Jahren auch in der Venenheilkunde große Fortschritte gemacht. Wenn Sie zu Krampfaderleiden und Venenschwäche neigen, sollten Sie einen Venenspezialisten
konsultieren. Bei rechtzeitiger Diagnostik und Therapie kann ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert und das Thromboserisiko minimiert werden.
Durch minimalinvasive Operationstechniken können ein hervorragendes kosmetisches Ergebnis sowie eine Heilung des Venenleidens erzielt werden.